Montag, 11. April 2016

Warum Museen und Theater auch im Frühling Lieblingsorte bleiben


Die Bäume sprießen, die Sonne scheint, die Menschen strömen ins Freie - und ich rede von Kultur? Jawohl, so sehr das bunte Treiben da draußen auch lockt, so genieße ich es, mich in die "dunklen" Theaterhäuser und Museen Münchens zurückzuziehen. Ein, zwei Stunden Kunst, Literatur oder Musik bringen frischen Wind, neue Ideen und vor allem Gesprächsstoff - so lässt sich der Wein im Freien gleich besser genießen.



Das Schicksal wollte es wohl so: Meine kleine Wohnung befindet sich mitten im Museumsviertel. Von dort ist es nur ein Katzensprung zum Museum Brandhorst, dem Lenbachhaus und den Pinakotheken. Hier muss es schließlich nicht immer die Dauerausstellung sein, ein kurzer Besuch in die wechselnden Sonderausstellungen ist oft kurzweiliger und das Eis im Ballabeni naht. Empfehlen kann ich derzeit die Painting 2.0 Ausstellung im Museum Brandhorst: Ein ungewöhnlicher Blick auf die moderne Malerei, die mit meinen bisweilen sehr klassischen ästhetischen Ansprüchen kollidiert. Und genau darin liegt der Reiz: an Grenzen stoßen, Fragen stellen, verwirren. Und noch ein kleiner Tipp: Bevor ihr euch am Sonntag mit vielen Besuchern um den 1 Euro-Eintritt in die staatlichen Museen prügelt, schaut euch mal die Jahreskarten an. Die sind viel günstiger als gedacht, und so ist immer mal wieder ein kurzer Abstecher ins Museum möglich - und sei es nur, um das Lieblingsbild zu bestaunen.

Zwischen Marienplatz und Odeonsplatz liegt die Kunsthalle München, die jährlich drei Ausstellungen präsentiert: Aktuell zum spanischen Maler Joaquín Sorolla, dessen Umgang mit Licht und Farben begeistern. Zuvor zeigte die Kunsthalle die grandiose Werkausstellung von Jean Paul Gaultier. Damit wurde der Mode endlich ein Raum der Kunst öffentlich gemacht - eine Anerkennung, die sie in der deutschen Museumswelt viel zu selten genießen darf.

Residenztheater, Kammerspiele, Volkstheater und für Oper wie Ballett die Bayerische Staatsoper: München hat auch hier einiges zu bieten und selbst für spontane oder günstige Abende gibt es an der Abendkasse, für Studenten oder Stehplätze gute Möglichkeiten. Mein Geschmack orientiert sich auch hier an klassischen Inszenierungen oder zumindest klassischen Grundlagen, aber ich versuche immer wieder aus meiner Komfortzone herauszukommen und mich auf Neues einzulassen.

Im Vordergrund steht für mich ohnehin die Neugier und der Spaß: Ich lasse mich weder von Dresscodes noch angeblichen Altersgrenzen daran hindern, dort hinzugehen, wo ich will. Oft frage ich mich, warum man in Museen und Theatern eigentlich vorrangig auf ältere Menschen trifft. Kommt man erst im Alter dazu, Kultur zu genießen? Versperrt das Berufsleben die Sicht auf die Möglichkeiten? Oder treibt man sich davor lieber in Bars und Clubs rum? Gibt es zu viele Vorurteile über Langeweile oder Spießigkeit? EINE schlüssige Antwort gibt es wohl nicht. Ich habe einfach Lust auf all das und nehme mir so oft es geht die Zeit, um mich berieseln, inspirieren und ja, natürlich auch manchmal langweilen zu lassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen